„Ich weiß, dass ich nicht weiß, oder vielleicht habe ich Unrecht.“


Quelle: Sokrates und K. R. Popper




Sokratische Methode des Fragens

Sokrates hat mit seiner Fragetechnik (Mäeutik) viele Menschen zum Schwitzen gebracht, denn er hat bei vordergründigen Antworten immer tiefer nachgefragt. Sein Ziel war es, sich damit der Wahrheit anzunähern. Karl Popper hat in seiner Erkenntnistheorie das Verfahren optimiert und als kritischen Rationalismus zusammengefasst. Liegt ein Problem vor, so sollte man vorurteilsfrei die Datenlage prüfen und wenn dort die Antwort nicht zu finden ist, möglichst breit Vermutungen bzw. Hypothesen aufstellen. Diese sollten dann mit allen zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Methoden abgearbeitet werden. Dabei beschleunigen falsifizierende Ansätze die Wahrheitsfindung oder besser die Annäherung an die Wahrheit deutlich.

In den etablierten Wissenschaftsdisziplinen gibt es leider immer weniger diesen oberbegrifflichen Ansatz. Durch partikulare Interessen werden Fragestellungen oft einseitig angegangen, sodass die Lösungen sich nicht selten immer weiter von der Wirklichkeit entfernen. Das manifestiert sich dann in Empfehlungen, Leit- und Richtlinien, die dann oft politische Auswirkungen in der Mittelverteilung oder auch in Rechtsnormen haben. Damit wird die Unwissenschaftlichkeit zementiert.

Aktuelle wissenschaftliche Publikation

Das zunehmende Verschwinden der erkenntnistheoretischen Methoden aus der Wissenschaft – Ursache vieler politischer Probleme



Das Paper „Erkenntnistheoretische Grundlagen und ihre Beachtung in der heutigen Wissenschaft“ besteht aus drei Teilen:


Teil I: Erkenntnistheoretische Grundlagen

Teil II: Erkenntnistheoretische Problemstellen von Beobachtungsstudien

Teil III: Erkenntnistheoretische Problemstellen bei der Überprüfung von Hypothesen

Beitrag vom 25. Oktober 2023

Autoren
Prof. Dr. med. Dieter Köhler (ehem. Direktor, Krankenhaus Kloster Grafschaft, Schmallenberg) 
Prof. Dr. rer. nat. Gerd Antes (Mathematiker und Medizinstatistiker, Universität Freiburg) 
Priv. Doz. Dr. Andreas Edmüller (Philosophie, LMU München) 
Dr. phil. Andreas F. Rothenberger, Fürstenfeldbruck Prof. em. Dr. med. Dr. h.c. Peter Nawroth, em. Direktor Innere Medizin I und Klinische Chemie, Univ. Heidelberg 
Dr. phil. nat. Gerhard Scheuch (Physiker mit Schwerpunkt Aerosolmedizin)Dr. med. Thomas Voshaar (ehem. Chefarzt, Lungen- und Thoraxzentrum Moers; Vorsitzender des Verbandes Pneumologischer Kliniken e.V.) Prof. Dr. med Dominic Dellweg (Direktorder Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Gastroenterologie, Pius-Hospital Oldenburg) 
Dr. med. Patrick Stais, LL.M., MHBA (Pneumologe, Lungen- und Thoraxzentrum Moers) 
Dr. med. Peter Haidl (ehem. Direktor, Krankenhaus Kloster Grafschaft, Schmallenberg) 
Dr. med. Thomas Hausen (Hausarzt im Ruhestand) 


Das zunehmende Verschwinden der erkenntnistheoretischen Methoden aus der Wissenschaft – Ursache vieler politischer Probleme

Teil I: Erkenntnistheoretische Grundlagen


Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann. 
Es ist die Methode, kühne Hypothesen aufzustellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben. (Beide von Karl Popper)

Das Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik

Seit dem Ausbruch der Pandemie im Januar 2020 in China betraf eine der zentralen Kontroversen die Rolle der Wissenschaft in einer solchen Situation. Bis dahin galt in der Öffentlichkeit noch die Meinung, dass Wissenschaft und Politik jeweils unterschiedliche Funktionen im öffentlichen Diskurs haben. Die Wissenschaft versucht die Hintergründe einer solchen Pandemie aufzuklären, die Politik trifft auf dieser Grundlage ihre Entscheidungen. Dabei war in den ersten Wochen noch die Ungewissheit zu spüren, die die damalige Situation prägte. Viele Experten betonten die Vorläufigkeit ihres Wissens über ein Ereignis, das erst wenige Wochen alt war. Damit war es aber schlagartig vorbei, als in Deutschland Mitte März 2020 der erste Lockdown verhängt worden war. Er fand in unserer Bevölkerung und auch unter Wissenschaftlern eine hohe Akzeptanz, weil gerade in Zeiten der Ungewissheit Vorsicht bekanntlich die Mutter der Porzellankiste ist.




Teil II: Erkenntnistheoretische Problemstellen von Beobachtungsstudien


Hypothesen, Beobachtungsstudien und ihre Problematik bei der Herleitung von Kausalzusammenhängen

“Eine gefasste Hypothese gibt uns Luchsaugen für alles sie Bestätigende und macht uns blind für alles ihr Widersprechende.” (Arthur Schopenhauer)

Auf den ersten Blick scheint es leicht zu sein, aus einem wissenschaftlichen Problem Hypothesen zu entwickeln und diese empirisch zu überprüfen. Bei näherer Betrachtung erweist es sich aber als sehr komplex, denn mit der Ausformulierung wird der weitere wissenschaftliche Weg oft stark beeinflusst bzw. vorgezeichnet. Deswegen ist es auch mitunter üblich, während der wissenschaftlichen Arbeit die Hypothese bzw. Fragestellung in Abhängigkeit von den Ergebnissen und Schwierigkeiten anzupassen.




Teil III: Erkenntnistheoretische Problemstellen bei der Überprüfung von Hypothesen


Fallstricke und Fehlerquellen bei der Überprüfung von Hypothesen

„Wenn Sie für Ihr Experiment Statistiken brauchen, dann sollten Sie lieber ein besseres Experiment machen.“ Ernest Rutherford

Sind Hypothesen formuliert, geht es an die experimentelle Überprüfung ihres Wahrheitsgehalts, oder präziser formuliert gemäß Karl Popper, um die Erhöhung ihrer Wahrheitsähnlichkeit bzw. Wahrheitsnähe . Hier spielen jedoch weitere Faktoren eine Rolle, z.B. die fachlichen und finanziellen Ressourcen. Leider werden gerade in der Medizin sehr viele Forschungsressourcen und Studienteilnehmer „verschwendet“ : Durch unbedeutende Fragestellungen oder an sich oft überflüssige Studien an Me-Too-Präparaten, die zumeist nur eine Scheininnovation darstellen, um Patente zu umgehen . Da diese gut bezahlt werden, sind in Forschungseinrichtungen und Universitäten die Kapazitäten oft blockiert. Darüber hinaus binden zahlreiche, oft redundante Reviews und Metaanalysen ohne wissenschaftlichen Informationsgewinn ebenfalls wichtige Ressourcen.



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  • Kommentare

    Pressmitteilung zum Paper über Erkenntnistheorie


    Das Paper „Erkenntnistheoretische Grundlagen und ihre Beachtung in der heutigen Wissenschaft“ besteht aus drei Teilen:


    1) Erkenntnistheoretische Grundlagen

    2) Erkenntnistheoretische Problemstellen von Beobachtungsstudien

    3) Erkenntnistheoretische Problemstellen bei der Überprüfung von Hypothesen


    zu 1)

    Nach einer Einführung über die aktuelle Misere im Wissenschaftsbetrieb, der spätestens seit der Coronakrise zu einem Spielball der Politik wurde, werden in dem Paper die Grundlagen der Erkenntnistheorie benannt, deren Anwendung für seriöse Wissenschaft unabdingbar sind. Die philosophische Position, die vertreten wird, nennt sich „kritischer Realismus“, welcher von Karl Popper zum „kritischer Rationalismus“ weiterentwickelt wurde. Im Kern besagt diese Position, dass eine mentale, subjektive Innenwelt existiert, sowie eine objektive Außenwelt, deren (Natur-)Gesetze von Menschen und ihren Bemühungen um Erkenntnis unabhängig sind und unabhängig wirken.


    Der kritische Rationalismus bedient sich für die Wahrheitsfindung insbesondere der Methodik der Falsifikation, was bedeutet, dass man in einem Experiment versucht, eine aufgestellte Hypothese zu widerlegen. Gelingt dies, so kann man die Hypothese ad acta legen; gelingt dies nicht, arbeitet man mit dieser Hypothese weiter und versucht sie so gut wie möglich zu konkretisieren.


    zu 2)

    Im 2. Teil des Papers werden sog. Beobachtungsstudien aus erkenntnistheoretischer Sicht analysiert.

    Dabei fällt auf, dass Beobachtungsstudien zu einem gravierenden methodischen Fehler „einladen“, denn nur, weil bestimmte Aspekte wie z.B. „Feinstaub mit Konzentration X in der Außenluft“ mit „Asthmahäufigkeit höher als X“ korrelieren, heißt das noch lange nicht, dass auch ein Kausalzusammenhang bestehen MUSS. Eine solche Beobachtung ist höchstens dazu geeignet, eine dementsprechende Hypothese aufzustellen, die man dann in einem Experiment, bei dem die Rahmenbedingungen kontrollierbar sind, zu falsifizieren versucht.


    Zu 3)

    Der 3. Teil geht auf die Überprüfung von Hypothesen in der aktuellen wissenschaftlichen Praxis ein. So werden z.B. viele Ressourcen für Experimente an sog. Me-Too-Präparaten verschwendet, die keinen Mehrwert für die Wissenschaft mit sich bringen, sondern nahezu ausschließlich wirtschaftlichen Zwecken dienen. Oder dass negative Ergebnisse in der Schublade verschwinden bzw. in unbedeutenden Journalen publiziert werden, sodass sie nicht zur Kenntnis genommen werden, dabei bringen selbstverständlich auch falsifizierte Hypothesen die Wissenschaft voran!


    Des Weiteren wird mit statistischen Mitteln gerne Schindluder getrieben wie beispielsweise die wahlweise Verwendung der relativen Häufigkeit im Vergleich zur absoluten Häufigkeit. Für die vernünftige Bewertung einer Studie müssen stets BEIDE Kriterien ins Feld geführt werden, ansonsten kann es schnell passieren, dass ein Studienergebnis eine falsche Gewichtung erhält.


    Der eklatanteste Mangel besteht jedoch darin, dass selbst die schiere Bildung von falsifizierbaren Hypothesen nicht mehr korrekt bewerkstelligt wird, sondern dass bereits bei der Hypothesenbildung aus Beobachtungsstudien gewonnenes „Scheinwissen“ Einzug hält, welches unhinterfragt als Wahrheit postuliert wird.


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